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„DANKE FÜR EINE GROSSARTIGE ZEIT“

17 Jahre war Dr. Michael Casagranda im Vorstand von Bregenz Handball tätig, die vergangenen sieben stand er als Obmann an der Vereinsspitze. Bei der Jahreshauptversammlung am 25. Juni tritt er von seinem Amt zurück. Zeit für einen ausführlichen Blick zurück, der für den Geschäftsführer und Eigentümer der Agentur Silberball immer auch mit einem Blick nach vorne verbunden ist.

Wenn man 17 Jahre im Vorstand war, welche Gedanken hat man dann zum Abschied?
Jürgen Klopp hat vor ein paar Tagen nach seinem letzten Spiel mit Dortmund gesagt: Wichtig ist nicht, was man sagt, wenn einer kommt. Wichtig ist, was man sagt, wenn einer geht. Und da kann ich für meinen Teil zum Abschied nur danke sagen. Für eine großartige Zeit, in der ich viel gelernt, viel gelacht und viele neue Freunde gefunden habe.

Welche Zeit hat dir am meisten Freude bereitet?
Es wäre ungerecht, etwas speziell hervorzuheben. Ich war beim Wechsel von Baden-Württemberg nach Österreich dabei, habe die zweite Liga noch miterlebt, dann den Aufstieg und alle Titel. Du hast nur selten im sportlichen Leben das Glück und auch die Herausforderung, so einen Weg begleiten zu dürfen. Viele Jahre ist es nur aufwärts gegangen und wir konnten jedes Jahr sportlich noch etwas draufpacken. Die vergangenen Jahre haben wir uns abseits des Sports weiterentwickelt und das sehe ich für die Zu-kunft als mindestens genauso wichtig an.

Wie hast du deine Rolle im Vorstand und als Obmann gesehen?
Ich war immer lieber im Hintergrund. Dort aber ordentlich aktiv. Wer mich kennt, der weiß, wie ich das meine. Wir haben immer darauf geachtet, dass es eine klare Ordnung gibt. Der Vorstand gibt die Strategie und die Rahmenbedingungen vor, Geschäftsführer und Trainer verantworten das Tagesgeschäft. Das war gut so und so soll es auch bleiben.

Was war dir als Obmann besonders wichtig?
Ein seriös geführter Verein. Obmann und Vorstand sind immer für eine gesunde Vereinsentwicklung und nicht für Schulden oder Experimente gestanden. Das verstehen nicht immer alle, weil ein neuer Bomber in der Aufstellung der 1. Mannschaft doch noch viel wert ist ...

Ist es wirtschaftlich im Laufe der Jahre schwieriger oder leichter geworden, einen solchen Verein zu führen?
Lass es mich so sagen: Wir haben einen Verein mit einem Sparbuch von rund 1000 Schilling übernommen. Heute liegen wir bei einem Vereinsbudget von rund 1,2 Millionen Euro. Jetzt kann sich jeder selber die Frage beantworten, ob es schwerer oder leichter geworden ist.

Wie ist euch diese Entwicklung gelungen?
Indem wir Strukturen geschaffen haben, die professionelles Arbeiten ermöglichen. Hauptberufliche Mitarbeiter, Leute wie Roland Frühstück und Tom Berger, neue Halle, professionelle Vermarktung, die Akademie - das waren Meilensteine auf diesem Weg.

Siehst du hier noch Potential?
In Zukunft wird es wichtig sein, die Strukturen noch unabhängiger von Personen zu machen - und das ist im Ehrenamt eine verdammt schwierige Aufgabe. Dem Verein muss es noch besser gelingen, als Gesamtangebot und Kommunikationsplattform an potentielle Sponsoren zu kommen. Wir reduzieren zu stark auf die 1. Mannschaft. Generell ist es für einen Verein unserer Größenordnung wichtig, bei aller Professionalität Luft für Freude, Ehrenamt, Hobby und manchmal auch Improvisation zuzulassen. Die Balance zu finden ist nicht ganz einfach: Wir dürfen nicht zu groß, aber auch nicht zu klein werden.

Du hast die Akademie angesprochen. Welche Rolle spielt die Jugend in unserem Verein?
Wir haben immer gesagt, dass wir im Dreieck Spitzensport, Jugend und gesellschaftliche Verantwortung unseren Verein ansiedeln möchten. Das ist uns im Wesentlichen über die Jahre gut gelungen. Der Nachwuchs hat dabei immer eine besondere Rolle gespielt: Junge Menschen im Sport und abseits der Halle fördern, führen und fordern - hier war und ist es oft schwierig, den richtigen Mittelweg zu finden. Aber im Zusammenspiel mit den Trainern, dem Büro und vor allem auch mit vielen engagierten Eltern bietet der Verein vielen Kindern eine zweite Basis - getreu unserem Motto "Spiel des Lebens".

Du wohnst ja in Hard und bist beruflich und sportlich ein Bregenzer. Wie hast du das Finale erlebt?
Hard hatte eine längere Bank und am Ende mehr Luft und meines Erachtens den absoluten Willen, das Ding zu gewinnen. In diesem Sinne kann ich nur zum verdienten Meistertitel gratulieren.

Wo siehst du Unterschiede zwischen Hard und Bregenz?
Hard hat einen Riesenvorteil: einen dem Verein emotional sehr nahe stehenden Hauptsponsor. Trotzdem sehe ich aber Bregenz insgesamt etwas weiter vorne - vor allem in den Vereinsstrukturen, und die werden auch dafür sorgen, dass wir bald wieder ganz vorne sind.

Wie groß ist die Rivalität zwischen Hard und Bregenz?
Die gesunde sportliche Rivalität ist ein Glücksfall - für Spieler, Trainer, Zuschauer, Medien, Sponsoren, für uns Funktionäre, für alle. Die beiden Vereine wissen das auch und haben ein vernünftiges Verhältnis zueinander. Trotzdem verliert man gegen keinen so ungern wie gegen Hard.

Wie schaut deine Handball-Zukunft aus?
Jetzt brauche ich mal etwas Abstand zum Verein. Dann überlege ich mir eine Rolle, die auf mich zugeschnitten ist und dem Verein in der Vermarktung einen Dienst tun kann. Mehr dann im Herbst oder Anfang nächsten Jahres.